Bautagebuch 17. Woche
XVII. Woche. 17. – 22. Sept.
17. Festum Stae. Hildegardis.
18. Das rechtsseitige Straßenmauerwerk und die Abortanlage neben dem Turm werden bis zur Höhe von 13,89 + 4,50 m aufgeführt; die Abortgruben überwölbt. Die Ausschachtung der nördl. Turmfundament-Grube wird fortgesetzt. Die Steinbrüche ergeben gutes und hinreichendes Material; die beiden obern sind nahezu in einen zusamengezogen, und werden in der folgenden Woche auch nur mehr einer sein, für den die Anlage einer Bergbahn in Aussicht genommen wird.
Am 18. fand die Versteigerung des Obstes statt u. darnach koñten auch die Bäume auf dem Bauplatz gefällt werden. – Bis zum 22. Sept. betrug die gesamte Erdaushebung ca. 1500 cbm; Straßenmauer 480 cbm, Fundamente u. Gebäude 685 cbm. Aufgehendes Mauerwerk 1280 cbm, Gewölbemauerw. 33 qm, Schichtenfläche 290 qm, Asfaltierung 400 qm.
dann eingeklebt: Abschrift eines Briefes an den Polier:
„Abschrift
An Herrn Jos. Dillmann Polier
Kloster-Neu-Bau Eibingen b. Rüdesheim a. Rh.
Postzeichen Rüdesheim 23.9.00
Geehrter Herr Dillmann! Ich will Ihnen hiermit zu wissen thun, daß Sie, wenn Sie noch so weiter fort fahren, mit den Leuten so grob und trotzig umzugehen, daß Sie die längste Zeit dort oben an dem Kloster-Bau Polier gewesen sind. Dañ werden Sie, weñ Sie sich nicht anders betragen, bald in die Ewigkeit hinüber befördert werden. Darum es besser wäre, weñ Sie sich mit den Leuten vertragen. Ihre Stunden sind gezählt, gar bald wird der Sturm losbrechen, weñ Sie auch Gewehr Revolver und alles haben, es wird Sie nichts nützen. Sie haben also jetzt zwei Wege, entweder sich mit den Leuten vertragen oder das andere. – Dieses Losungswort ist: einer für alle, alle für Einen.“
Starke Worte des Streiks!! Nebenstehend ein Foto des Empfängers: Polier Dillmann.