Die Restaurierungswerkstatt für kirchliche Archivalien in unserer Abtei wurde im Auftrag der deutschen Bistumsarchive errrichtet und am 8.11.1974 eingeweiht. Mit der Arbeit an dem Restauriergut der einzelnen Diözesen Deutschlands ist die Werkstatt ausgelastet, so dass nur für den kirchlichen Bereich restauriert wird; private Aufträge können leider nicht übernommen werden.

Zur Restaurierung übergeben werden vor allem Matrikelbücher (Tauf-, Trau-, Sterberegister), meistens aus dem 16. – 17. Jahrhundert, aber auch Handschriften auf Pergament oder Papier wie Protokolle oder liturgische Texte; Pläne, Urkunden, Akten und sonstige archivalische Besonderheiten. Das älteste Buch bisher war ein Pergamentbüchlein Ende 11./Anfang 12. Jh., vermutlich ein damaliges Schulbuch. Die jüngsten Archivalien reichen bis in unser Jahrhundert. Wegen der meist schlechteren Papierqualität gegenüber altem, handgeschöpftem Papier und wegen der modernen, leichter flüchtigen Schreibmaterialien bringen sie oft größere Probleme mit sich als die alten Bücher.

Kontakt

Restaurierungswerkstatt
Tel.: 0049/(0)6722/499-137; Fax: 0049(0)6722/499-178
e-mail: restau@abtei-st-hildegard.de

Aufgaben und Arbeitsweise

Die Archivalien weisen meist dieselben „Krankheiten“ auf: Verschmutzung, mechanische Schäden wie Risse, Wasserschäden, Mikroorganismenbefall (Schimmel, Bakterien), Abbau der Blattsubstanz, Tinten- und Farbfraß, wobei durch die Tinte oder Farbe das Blatt bis zur Brüchigkeit und zum Herausfallen der Schriftzüge geschädigt werden kann.
Meist sind außerdem Heftung der Blätter zum Buchblock und die Einbände beschädigt.

Restauratorischer Grundsatz ist, dass nur notwendige Eingriffe vorgenommen werden und diese sollen reversibel sein, d.h. wieder rückgängig gemacht werden können. Daher kommen nur wasserlösliche, altbewährte Klebstoffe zum Einsatz wie Weizenstärkekleister oder auch Methylzellulose, wobei wir eine reinere Form verwenden, als man sie als Tapetenkleister kennt. Eine solche „Minimalrestaurierung“ bedeutet nicht, dass sie schnell geht, sondern dauert als behutsames Vorgehen unter Wahrung der Strukturen des vorliegenden zu restaurierenden Stückes oft länger, als wenn alles neu gemacht wird.

Die ersten Drucke (Wiegendrucke: „Inkunabeln“, Ende 15. Jh.) z.B. sind meist von der Heftung der Bücher her noch intakt, so dass man Buchblock und Einband im unzerlegten Zustand restaurieren kann.

Die Kirchenbücher (Tauf-,Trau-, Sterberegister), die zu uns kommen, sind allerdings meist in einem solchen Zustand, dass sie zerlegt werden müssen, d.h. die einzelnen Blätter werden aus dem Einband, der Heftung gelöst, wobei der vorherige Zustand (Art der Einbands und der Heftung, wie auch Besonderheiten, die erst beim Auseinandernehmen sichtbar werden) genau festgehalten, schriftlich und fotographisch dokumentiert werden. Die Blätter werden trocken gereinigt und danach, soweit die Tinte es zulässt, in Wasserbäder bzw. Wasser-/Alkoholbäder gegeben. Die alten Eisengallustinten sind zumeist wasserfest. Eine wässrige Behandlung trägt sehr zur Festigkeit der Papiere bei: die Fasern quellen und verbinden sich neu, Schmutz und wasserlösliche Säuren werden herausgewaschen und als Schutz für zukünftige Säureentwicklung werden puffernde Substanzen, Erdalkalicarbonate, in die Papiere gebracht, indem für die Bäder mit diesen Carbonaten (meist Calciumcarbonat) angereichertes Wasser benutzt wird.

Durch Leimungsmittel (Methylzellulose, Stärke) wird das Papier wieder gefestigt; Fehlstellen, Risse und Schwachstellen durch Japanpapier bzw. Papierfaserstoff geschlossen bzw. gestützt. Fehlstellen in den Blättern werden nur durch Papiersubstanz geschlossen, der Text wird nicht ergänzt. Alle nach der Ausbesserung der Blätter überstehenden Teile werden einzeln beschnitten. Der wiederhergestellte Buchblock wird entsprechend der alten Technik wieder geheftet und eingebunden, wobei alles wiederverwertbare Material wie Holzdeckel, Bezugsleder, Pergament, Schließen etc. benutzt wird. Fehlendes wird durch neues Material ergänzt, wobei das Neue an Einband und Buchblock durchaus sichtbar bleiben soll.

Sr. Dorothea Flandera OSB