Führung durch die Abtei

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Unsere Klosteranlage wurde in den Jahren 1900 bis 1904 erbaut. Stifter des Klosters war Karl Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, eine bekannte Persönlichkeit des deutschen Katholizismus im 19.Jahrhundert. Das Baumaterial – ein von Quarzit durchsetzter Sandstein – wurde aus dem Felsen oberhalb des Bauplatzes gewonnen. Planung und Durchführung des Baus standen unter Leitung des Architekten P. Ludger Rincklake, einem Mönch der Abtei Maria Laach. Am 17.September 1904 zogen 14 Schwestern aus der Benediktinerinnenabtei St.Gabriel in Prag als Gründungsgruppe in das neue Kloster ein. 1908 wurde unser Kloster zur Abtei erhoben und mit allen Rechten der ehemaligen Klöster der hl. Hildegard ausgestattet.

Als sogenannte „exemte“ Abtei untersteht unser Kloster nicht dem Ortsbischof von Limburg, sondern unmittelbar der römischen Kongregation für die Ordensleute bzw. dem Abt-Präses der Beuroner Benediktinerkongregation, einem Zusammenschluß von zehn Frauen- und zehn Männerklöstern im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 1988 besiedelten wir das ehemalige Zisterzienserkloster Marienrode bei Hildesheim wieder neu. Zehn unserer Mitschwestern gingen damals in den Norden, um dort das klösterliche Leben wieder zu beginnen. 1998 wurde das Kloster Marienrode, ein von unserer Abtei unabhängiges, selbständiges Priorat.



Klosterpforte

Will man als Gast unser Kloster besuchen, so meldet man sich zunächst an unserer Klosterpforte bei einer unserer Gastschwestern. Die Gäste wohnen im Gastbereich außerhalb der Klausur und nehmen in der Kirche am Stundengebet teil. Eine Besichtigung der Klosteranlage ist im allgemeinen nicht möglich, um unserer Gemeinschaft ihren geschützten Lebensraum, den jede klösterliche Familie braucht, zu erhalten. Unsere Schwestern Francesca, Ancilla, Fides und Maria Magdalena sowie unsere Mitarbeiterin Frau Bettina André-Kunz sind für das Wohl der Gäste zuständig und tun nach ihren Möglichkeiten alles, um ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.

 



Klausurtür

Das Innere des klösterlichen Lebensbereiches erreicht man durch die Klausurtür, die in der Regel geschlossen ist. Wer neu ins Kloster eintritt, gelangt durch diese Tür hinein.

Auch bei anderen besonderen Anlässen benutzt unser Konvent diese Tür, z.B. bei feierlichen Einzügen in die Kirche an Weihnachten und Ostern sowie am Fest der hl. Hildegard am 17. September.

 



Kreuzgang

Die Kreuzgänge eines Klosters sind Räume der Stille, der Sammlung und des Gebets. Die lichtdurchfluteten ( viermal 100 m langen) Kreuzgänge unseres Klosters lassen den weiten Atem Gottes spüren und laden dazu ein, in Ruhe zu verweilen und auf die Stille zu hören.

Im Kreuzgang vor der Türe zum Nonnenchor versammelt sich unsere Gemeinschaft jeden Tag vor dem Hochamt und vor der Vesper, um dann paarweise in den Chor einzuziehen.

 



Nonnenchor

Der Nonnenchor der Kirche ist wie auch alle regulären, d.h. allgemeinen Räume des Klosters direkt vom Kreuzgang aus zu begehen.
Hier versammelt sich die Gemeinschaft siebenmal am Tag, um gemeinsam das Stundengebet zu feiern.

 



Refektorium

Nach der Mittagshore und nach der Vesper zieht der Konvent gemeinsam ins Refektorium, um die Hauptmahlzeiten einzunehmen. Das Refektorium eines Klosters ist mehr als ein bloßer Speisesaal.
Hier wird die gemeinsame Feier des Abendmahls in den Alltag hinein fortgesetzt. Die Mahlzeiten werden schweigend eingenommen; eine Tischleserin trägt mittags neueste Nachrichten aus der Presse vor; abends wird fortlaufend aus einem Buch gelesen.

 



Kapitelsaal

Der Kapitelsaal des Kosters ist der Raum für offizielle Anlässe im Leben einer klösterlichen Gemeinschaft. Hier findet die Aufnahme der Postulantinnen in das Noviziat (Einkleidung) statt, hier legen die Novizinnen ihre erste Profeß für drei Jahre ab; hier finden Kapitelsitzungen zu wichtigen Fragen und Themen, die die ganze Gemeinschaft betreffen, statt, hier wird die Äbtissin gewählt – und schließlich werden hier die verstorbenen Schwestern vor der Beerdigung für drei Tage aufgebahrt. Der Kapitelsaal umfasst also das ganze klösterliche Leben einer Gemeinschaft und der Einzelnen – vom Beginn bis zum Tod.

 



Bibliothek

Die Bibliothek unserer Abtei ist wie die Kirche ganz im Stil der Beuroner Kunstschule ausgemalt und ist einer der wertvollsten Räume im ganzen Kloster. Unsere Bibliothek umfasst ca. 50.000 Bände, die aus Platzgründen z.T. in andere Räume ausgelagert sind. Prachtstück der Bibliothek ist der Rupertsberger „Scivias“-Kodex der hl.Hildegard von Bingen mit seinen 35 farbigen Miniaturen.

 



Konventzimmer

Im sogenannten Konventzimmer trifft sich unsere Gemeinschaft zu Zeiten der Rekreation und Erholung. Hier finden auch die Klosterfeste zu besonderen Anlässen und Festtagen im Jahr statt. Das Konventzimmer lädt ein zu ungezwungenem Beisammensein, wird aber auch genutzt zum gemeinsamen Musizieren oder für Vorträge und Gesprächsrunden.

 



Gästerefektorium

 



Klosterzelle

Gänzlich dem Privatbereich zugeordnet ist die Zelle (lat. cella: Raum) einer jeden Schwester. Sie ist der Wohn- und Gebetsraum jeder Einzelnen und darf von anderen nur im Ausnahmefall betreten werden. Die Zelle ist ein bevorzugter Ort des Alleinseins; wir lieben sie als Stätte, in der jede unter den Augen Gottes bei sich selbst zu Hause sein kann.

 



Gästezimmer

 



Klostergarten

Der etwa vier Hektar große private Klostergarten rund um die Abtei ist ein Naturparadies und Refugium für die Schwestern in einem. Er ist sehr vielgestaltig angelegt und beherbergt sowohl ein Stück Wald als auch verschiedene Obstfelder, Gemüseanlagen und viele viele Sträucher und Blumen.

 



Friedhof

Im Ostteil des Gartens befindet sich unser Klosterfriedhof. Hier haben inzwischen über 200 Schwestern ihre letzte Ruhestätte gefunden. Ein Gang über den Friedhof erinnert uns immer wieder an die Vergänglichkeit und Vorläufigkeit des Lebens und lässt uns Ausschau halten nach der Ewigkeit bei Gott.
Er lässt uns aber auch dankbar allzeit derer gedenken, die uns die Tradition des benediktinischen Lebens hier in St.Hildegard durch inzwischen 100 Jahre weitergegeben haben und auf deren Schultern wir an der Zukunft weiterbauen.

 



Gründungssäule

Im Kreuzgarten, einem der Innengärten unserer Klosteranlage, befindet sich das Gründungskreuz unserer Abtei. Hier an dieser Stelle versammelt sich die Gemeinschaft alljährlich am 2. Juli, um den Gründungstag unseres Klosters im feierlichen Singen des „Magnifikat“ zu begehen und derer zu gedenken, die uns im klösterlichen Leben bereits zu Gott vorausgegangen sind. Im Jahr 2000 feierten wir den 100. Jahrestag der Grundsteinlegung unseres Klosters und danken Gott für seine Führungen und Fügungen durch fünf Generationen hindurch.