Herzlichen Glückwunsch, Du hast das 2. Rätsel richtig verstanden! Hier gibt es neben der Disibodenberg-Stele mit den drei Figuren Disibod, Jutta und Hildegard, noch 6 Säulen zu Hildegards Visionen. Und es geht um sie, die heilige Hildegard….

Du kannst Dir hier einen Augenblick Zeit nehmen um Dir die Statuen anzusehen und etwas darüber zu erfahren oder den Text überspringen und direkt zu den Fragen gehen.   

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Hildegard, Schöpfung und Klimawandel

Hildegard ist eine der interessantesten Frauen- und Heiligengestalten des Mittelalters. Angesichts von Klimawandel und Umweltzerstörung ist es faszinierend zu lesen, was Hildegard über den Menschen, seine Verantwortung und die Gefahr von Missbrauch geschrieben hat.

Hildegard sieht im Menschen das Bild Gottes sowie das Bild der ganzen Schöpfung eingezeichnet; der Mensch ist der Mittelpunkt der Schöpfung. Er kann in ihr, der Welt, selbst mitwirken, das ist sogar seine Aufgabe.[1] Hier erkennt Hildegard das Besondere und die Größe des Menschen. Sie sieht aber auch ganz klar die Gefahr, die daraus entsteht. Sr Maura Zátonyi erklärt Hildegards Texte so: „Die Fähigkeit, zu wirken, kann verkehrt werden, denn dem Menschen steht Freiheit zu. Wenn der Mensch kraft dieser Freiheit seine Mittelstellung nicht als Mitwirken an der kreativen Hinwendung zur Welt vollzieht, sondern sie rücksichtslos in seinem eigenen Interesse missbraucht, dann weigert er sich, seiner Bestimmung zu entsprechen.“ [2]  

Es ist die Aufgabe des Menschen, die Schöpfung, also die Erde, die Natur, das Klima, zu bewahren, zu schützen und schonend zu nutzen. Es ist seine Aufgabe, so zu leben, dass auch die anderen Menschen gut leben können. Aber Menschen können ihre Fähigkeiten auch rücksichtslos nur zu ihrem eigenen Vorteil, zur Befriedigung nur ihrer eigenen Bedürfnisse nutzen. Diesen Missbrauch von Fähigkeiten, den Hildegard als Gefahr benennt und dem wir immer wieder begegnen, z.B. in der Ausbeutung der Natur oder anderer Menschen, beschreibt sie in ihren Visionswerken. Der Mensch kann die Welt, in der er lebt, auch zerstören. [3]  

Die Säule von Sr Christophora Janssen zur III. Vision aus Hildegards „Buch der Lebensverdienste“, vor der Sie hier stehen, zeigt die Zerstörung der Umwelt und die Folgen für den Menschen selbst: „Die ganze Säule ist in Bewegung und gerät ständig aus ihrer Mittelachse. Der Mensch zerstört die Umwelt im egoistischen Blick auf sich selbst. Aber [er] ist Teil der Welt und des Kosmos: wenn er die Schöpfung zerstört, zerstört er auch sich selbst, er findet keinen Halt mehr.[4]

Jedoch ist Hildegard in ihren Texten keineswegs hoffnungslos gegenüber dem Menschen, es liegt auch in seinen Fähigkeiten, den Irrweg zu erkennen und umzukehren. Der Mensch kann seinen eigenen Platz in der Welt akzeptieren. „Wenn der Mensch seinen Platz in der Mitte der Welt […] wahrnimmt, kann er Gottes Auftrag zur Mitgestaltung der Welt annehmen.“ [5] Der richtige und verantwortungsvolle Umgang mit seinen Fähigkeiten gibt dem Menschen Kraft und auf diesem Weg wird er auch glücklich. [6]

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Textnachweise:

[1] Vgl. Berndt, Rainer / Zátonyi, Maura: Glaubensheil. Wegweisung ins Christentum gemäß der Lehre Hildegards von Bingen (Erudiri Sapientia Bd X), Münster 2013, S. 171, 174, S. 191.

[2] Zátonyi, Maura: Hildegard von Bingen (Zugänge zum Denken des Mittelalters, hg. v. Mechthild Dreyer, Bd. 8), Münster 2017, S. 134

[3] Vgl. ebd., S. 134; Glaubensheil, S. 210f.

[4] Sr Christophora Janssen, Erklärung zu der Säule.

[5] Zatonyi, Hildegard, S. 135.

[6] Vgl. ebd. S. 135; Glaubensheil, S. 202f.