Die Hildegard-Ikonographie im Laufe der Jahrhunderte, mag es sich um Skulptur, Malerei oder Miniatur handeln, weist nur sehr selten Darstellungen auf, die die Meisterin von Rupertsberg und Eibingen in Beziehung zum Wein bringen oder ihr einen Rebstock als Attribut beigeben. Der Bildstock in der Kiedricher Weinbergslage „Heiligenstock“ zeigt somit ein seltenes Motiv, und das mit gutem Grund.

Aus der Tatsache, dass Hildegard die Wirkkraft des Weins zu therapeutischen Zwecken einbezieht, wie ihre heilkundlichen Schriften bezeugen, lässt sich folgern, wie sehr ihr diese geheimnisvolle Pflanzung vertraut gewesen sein muss. Offenbar von Kindheit an, denn ihrer Herkunft nach stammt sie aus dem Geschlecht derer zu Bermersheim, deren Stammsitz nahe bei Alzey lag, – „in einem weiten, von Reben und Korn umgebenen Tal“, wie eine romantische Landschaftsbeschreibung vermerkt. Da sich die besondere Begabung und Begnadung des Kindes Hildegard schon früh zeigte, vertrauten die Eltern, der Edelfreie Hildebert von Bermersheim und seine Frau Mechtild, ihr zehntes Kind der Klausnerin Jutta von Sponheim zur Erziehung an. Weiterlesen