Bautagebuch 5. Woche

5. Woche 25. – 30. Juni

Die unangenehmen Erfahrungen über Kirschendiebstahl, Mißbrauch des Brunnens über den Sonntag.

26. Die Coten über die bisherige Ab- und Ausgrabung in den Plan eingeschrieben.
Am 27. Erneuern sich die Klagen über Kirschenentwendung auch bei Nachbarsleuten.
Am 25. war Ven. H. Architekt hier. Anordnungen bezüglich des Grundsteins u. des zur Grundsteinlegung nötigen Kreuzes. Die Weg-Angelegenheit unterhalb des Bauplatzes. Ein Bauhüttchen für die klösterl. Bauleitung wird angeordnet. Bestimmung über die etwaige Verwendung der früher gebrochenen Steine bei der großen Rossel. Für den Fall, daß sie von H. Baumeister Fischer verwendet werden, müssen sie abgemessen u. verrechnet werden.

Am 26. komt der Grundstein an: Ein Rest vom Kaiser-Hochaltar in Maria Laach: 40 cm br. 40 cm lg. u. 30 cm hoch.
Am 27. begiñt das Schichtenmauerwerk an der Abside.
    “  28. Asfaltlegung.
    “  30. Zweite Visitation durch V. H. Fr. Architekten. Es wird die teilweise unrichtige Asfaltlage getadelt.

Der Rheingau war früher nicht nur für den Weinbau bekannt, sondern auch eine bedeutende Anbauregion mit vielen Kirschbäumen.
Koten oder Coten – sind Höhenzahlen und -kurven, durch welche die Höhenverhältnisse des Geländes zum Ausdruck gebracht werden. Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909, S. 138-139.
Eine Rossel ist eine Ansammlung von Steinen, entweder aus einer Steinader oder aus zusammengesammelten Steinen vom Feld. In den Katasterplänen sind sie als Unland ausgewiesen.
Das Bauhüttchen für die klösterl. Bauleitung gibt es bis heute. Das sog. Klemenshäuschen, nach dem Bauleiter benannt, dient heute als Treibhaus für den Gartenbau.