Bautagebuch 1. Woche
1. Woche vom 28. Mai bis 2. Juni 1900
Abstecken der Maße durch H. Architekten Ehrw. Fr. Ludger. Beginn der Erdarbeiten. Zufuhr von Gerüstmaterialien und Geräten. Steinbruch abräumen; Eröffnen eines zweiten Steinbruchs. Am 3. Juni Pfingstfest.
Der Verfasser des Bautagebuchs ist der „klösterliche Bauleiter“ Bruder Clemens Kleiner OSB aus Prag, Abtei-Emaus, * 01.04.1850, Profess 01.12.1878, † 04.02.1939.
Vor seinem Klostereintritt war er Lehrer. Weil sein Gehörleiden sich verschlechterte und später zur völligen Ertaubung führte, musste er die Priesterausbildung abbrechen und wurde als Laienbruder der Beuroner Kunstschule zugeteilt. 1876 reiste er mit der Künstlergruppe zur Ausgestaltung der Toretta nach Montecassino. Dort blieb er, bis er 1885 den Auftrag erhielt, sich in das Baufach einzuarbeiten, um als Werkzeichner und Bauleiter bei den verschiedenen Klosterneubauten der Kongregation tätig werden zu können. Er arbeitete am Wiederaufbau der Türme in Seckau, dem Bau der Abtei St. Gabriel in Prag und vor allem leitete er den Bau der Abtei St. Hildegard. Viele weitere Stationen folgten, auch außerhalb der Kongregation z. B. in Prag und Wien. Ab 1919 lebt er in der Abtei Neresheim, wo er neben der Leitung von Bauarbeiten wieder als Lehrer wirken konnte, denn er unterrichtete an der landwirtschaftlichen Winterschule das Fach Bauzeichnen. Dort starb er 1939 im Alter von 88 Jahren.
Der ausführende Architekt war Ludger Rincklake OSB, Maria Laach, * 09.06.1851, Profess 15.08.1898 † 28.09.1927. Zur Zeit der Grundsteinlegung war er noch in der klösterlichen Ausbildung. Wilhelm Rincklake, geboren in Münster (Westfalen) gehört zu den wichtigsten Vertretern der Neuromanik und der Neugotik in der Sakralarchitektur Westfalens. Sein älterer Bruder August Rincklake war ebenfalls Architekt und führte nach dem Eintritt Wilhelm Rincklakes in den Benediktinerorden dessen Architekturbüro in Münster fort.