Neuanlage eines Weinberges – Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

In diesem Jahr haben wir einen kleinen Weinberg neu angelegt und möchten Sie ein wenig am Entstehungsprozess teilhaben lassen.

Normalerweise können Reben sehr alt werden, schon an die 80 – 100 Jahre. Normalerweise wird aber ein Weinberg nach 25 – 30 Jahren ausgehauen und neu angelegt. Es gibt dafür verschiedene Gründe: zum einen reduziert sich der Ertrag bei alten Reben oder es sind zu viele Reben durch Krankheit abgestorben oder neue Maschinen passen einfach nicht mehr durch die Zeilen.

Bei unserem Weinberg war es zum einen sein Alter und zum anderen waren die Zeilen mit 1,50m Breite einfach zu eng für unseren Schmalspurschlepper. Noch eine weitere Überlegung spielte für uns eine Rolle:

Um dem Gedanken der Nachhaltigkeit und des umweltschonenden Weinbaus weiter zu verfolgen, entstand die Idee, einen Weinberg mit einer sogenannten „PIWI“ Rebsorte anzupflanzen. Was ist eine PIWI-Rebsorte – auch nur kurz PIWI genannt?

PIWI Rebsorten weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten auf und ermöglichen eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und schonen so die Umwelt. Sie sind ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig. Denn der Winzer braucht deutlich weniger Behandlungen gegen Pilzkrankheiten und hat somit weniger Durchfahrten im Weinberg, braucht weniger Pflanzenschutzmittel, erzeugt weniger Bodenverdichtung und weniger CO2-Ausstoß!

Entschieden haben wir uns für eine weiße Rebsorte: Souvignier Gris

Die Weine des Souvignier Gris sind meist gehaltvolle Weißweine, welche an Weißburgunder oder Grauburgunder erinnern. Die Trauben sind mittelgroß, lockerbeerig und die Beeren haben eine rosa/rote Farbe mit dicker Beerenschale und sehr fleischigem Fruchtfleisch.

Wir freuen uns, wenn wir in drei Jahren den ersten Wein aus dem Weinberg keltern können!

Aber nun zum Ablauf, wie der neue Weinberg entsteht:

Nach einer Ruhezeit von über einem Jahr für den Weinbergs Boden, damit er sich ein wenig erholen kann, wurde zunächst das „Pflanzbett“ für die jungen Reben vorbereitet. Eine lockere Bodenstruktur erleichtert nicht nur die Pflanzung, auch die jungen Reben können besser anwachsen.

Gesetzt werden die Reben maschinell, mit einem besonderen Anbaugerät am Traktor. Über GPS Steuerung fährt dieser durch den Weinberg und setzt die Reben im gewünschten Stock- und Zeilenabstand. Eine tolle Erfindung, die die Arbeit des Winzers erleichtert und einen perfekt angelegten Weinberg ermöglicht!

Die Pflanzreben bestehen aus zwei Teilen:

Der sogenannten „Unterlage“, die verhindert, dass die Reblaus die Wurzeln befällt und der Veredelung, die die gewünschte Rebsorte ist. Damit die Veredelung nicht leidet, wird sie durch Paraffin (grün) geschützt.
Bevor die Reben gepflanzt = „gesetzt“ werden, müssen sie gut feucht gehalten werden. Nach dem Setzen schaut nur noch die grüne Veredelungsstelle aus dem Boden heraus.

Gute Tradition ist es bei uns, dass wir die zuletzt gesetzte Rebe mit einem kleinen Schuss Wein angießen und dann gemeinsam auf das gute Anwachsen des jungen Weinberges mit einem Glas Wein anstoßen.

Nach dem Setzen der Reben wird die Unterstützungsvorrichtung errichtet, die später den Reben Halt gibt und eine maschinelle Bearbeitung der Weinberge ermöglicht.

Dazu gehört Pfähle, Stickel genannt, die das tragende Element für die Drahtrahmenanlage bilden. Man unterscheidet zwischen den Stickeln, die in der Zeile gesetzt werden und den Endstickeln, die am Anfang und Ende jeder Zeile stehen und auf denen der „Zug“ der Drähte liegt. Dank der heutigen Technik muss man nicht mehr mühsam die einzelnen Stellen für jeden Stickel markiert. Über GPS Steuerung werden auch hier die genauen Standorte für die Stickel gefunden. Spannend dabei ist, dass die Daten von der Rebpflanzung übernommen werden und so die Stickel genau mit den gesetzten Reben in Reih in Glied zu stehen kommen! Und zwar so genau, dass sie in Längs- und Querreihe und auch schräg in immer einer geraden Linie stehen! Genial!

Die Endstickel werden dann in einem weiteren Arbeitsschritt gesetzt. Sie müssen eine leicht schräge Stellung haben, um die Drähte gespannt halten zu können. Hier ist das menschliche Augenmaß gefragt, damit auch diese in einer Linie mit allen anderen zu stehen kommen.

Neben jede einzelne junge Rebe wird dann noch ein Pflanzstab gesetzt, an dem die Austriebe der jungen Rebe hochgezogen werden, um einen geraden Stammaufbau zu erreichen. Zum Schutz vor Abfraß durch Hasen oder Rehe wird eine Pflanzröhre aus Draht oder Karton um die junge Rebe gestellt.
Dann gilt es auf ein wenig Regen zu hoffen, damit die Reben gut anwachsen können.

Wie es dann im jungen Weinberg weitergeht, berichten wir Ihnen bei nächster Gelegenheit!

Ihre
Schwester Thekla