Nachdem unsere Äbtissin Sr. Dorothea Flandera die übliche Altersgrenze erreicht hat, hat unser Konvent am Dienstag, dem 24. Januar 2023, die bisherige Priorin unserer Abtei, Sr. Katharina Drouvé (61) zur neuen Äbtissin und damit zur 41. Nachfolgerin der heiligen Hildegard gewählt.

Sr. Katharina stand der bisherigen Äbtissin Dorothea Flandera seit 2016 als Priorin und Stellvertreterin zur Seite. Sie trat 1983 in unsere Abtei ein und legte 1985 ihre Profess ab. Durch ihre langjährige Tätigkeit als Novizenmeisterin, in der Verwaltung und im Gastbereich ist sie vielen Menschen in- und außerhalb unserer Abtei bekannt.

 

Im Rahmen unseres letzten Newsletters haben wir ein Interview mit Sr. Katharina geführt, das wir nachfolgend auch hier wiedergeben möchten:

Liebe Schwester Katharina,

fangen wir direkt mit etwas Schönem an; was ist Dein Lieblingsort hier in der Abtei?

Ich habe seit Noviziatszeiten zwei Orte, die mir besonders wichtig sind: unseren Kirchen- und Chorraum, in dem ich mich zuhause fühle, zur Ruhe kommen und neue Kräfte sammeln kann und unseren schönen großen Garten, von dem aus man einen wunderbaren Blick in die Weite hat. Der eine Ort führt mich nach innen, der andere lädt ein zur Außenperspektive.

Wie wir wissen, liest Du gerne. Gibt es ein Buch, das Du empfehlen würdest?

Leider komme ich im Moment nicht so viel zum Lesen, wie ich möchte. Das Buch „Nachmittag des Christentums“ von Tomas Halik habe ich mit Gewinn gelesen und kann es empfehlen, wenn sich jemand konstruktiv mit der aktuellen Situation des Christentums und der Kirche auseinandersetzen möchte.
Für mich ganz persönlich habe ich gerade die späten Gedichte von Philippe Jaccottet „Die wenigen Geräusche“ entdeckt: Der Dichter fasst einfache alltägliche Beobachtungen in eine Poesie, die in ihrer Schlichtheit und Tiefe auf- und durchatmen lässt.

Was ist Deiner Meinung nach die größte Herausforderung für benediktinische Klöster gegenwärtig?

Wir leben ohne Zweifel in einer Umbruchzeit mit vielen offenen Fragen und sich auflösenden Strukturen. Es ist nicht immer einfach, dies auszuhalten, doch auf der anderen Seite liegen in den Krisen immer auch Chancen für eine Neu- und Rückbesinnung auf die Ursprünge unseres christlichen und benediktinischen Lebens. Die Herausforderung besteht für mich darin, gut zu unterscheiden, was wert ist, aus der Tradition bewahrt zu werden, was einer Erneuerung bedarf und wie wir aktuelle Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit aufgreifen können. Dazu braucht es Zeit, Mut, Phantasie und Kreativität und vor allem ein offenes Ohr und Herz für die Stimme Gottes.

Und warum ist das Klosterleben eines der schönsten, das man sich vorstellen kann?

Weil es ein reiches, ganzheitliches und erfüllendes Leben ist, welches das „Gerücht von Gott“ in dieser Welt lebendig hält. Und weil es ein lohnenswertes Abenteuer ist und bleibt, sich in Gemeinschaft auf den Weg der Gottsuche zu machen.

 

Ein anderes Interview, mit den Vatican-News, findet sich hier: Link

und es sei gestattet der Hinweis, dass das Werk „Nachmittag des Christentums“ von Tomás Halík in unserem Sortiment zu finden ist: Hier

Im 49. Kapitel der Regel des heiligen Benedikt gibt dieser seinen Rat, wie Mönche und Nonnen die Fastenzeit verbringen könnten. Er befiehlt nicht, er rät. Vielleicht sind seine Ratschläge auch für andere hilfreich.

Die 40 Tage

Der lateinische Ausdruck, den Benedikt für die Fastenzeit  verwendet, heißt Quadragesima. Es sind die 40 Tage auf Ostern hin, die uns an Mose und Elija denken lassen und an Jesus selbst. Für Mose waren es in Ex 34,28 die 40 Tage auf dem Sinai, in denen er kein Brot aß und kein Wasser trank und die unmittelbare Erfahrung der Gegenwart Jahwes machen durfte. Er kam vom Berg herunter und die Haut seines Gesichtes strahlte Licht aus. Elija hat zunächst noch gegessen und getrunken(1 Kön 19,8) und dann ging er in der Kraft dieser Speise 40 Tage und 40 Nächte zum Gottesberg Horeb, wo er Gottes Gegenwart erfuhr, im sanften, leisen Säuseln. Jesus, den der Geist in die Wüste trieb, begegnete in den Versuchungen nicht nur dem Versucher, sondern er wurde sich über seine Sendung durch den Vater klar. In seiner Fastenzeit begegneten ihm Engel, die ihn stärkten. Wir gehen die 40 Tage hindurch mit Jesus den Weg nach Jerusalem, hin zum Ölberg, in den Abendmahlsaal, auf Golgotha und feiern an Ostern seine Auferstehung. Weiterlesen