Auch wenn es Zufall ist, ist er sehr symbolhaltig: am 31. August wurde bekannt gegeben, dass Sr. Philippa den diesjährigen Edith-Stein-Preis erhält. Damit wird ihr Engagement für die Rechte der Frauen in der katholischen Kirche und in der Gesellschaft gewürdigt. (Link) Drei Tage zuvor ist das jüngste Buch erschienen, dessen Mitherausgeberin sie ist: „Selbstverlust und Gottentfremdung. Spiritueller Missbrauch an Frauen in der katholischen Kirche

Sr. Philippa sagt zu der Auszeichnung: „Ich nehme den Preis stellvertretend für alle entgegen, die sich mit mir gegen Missbrauch und Gewalt und für Geschlechtergerechtigkeit in unserer Kirche einsetzen.“

Das sind viele, an vielen Orten und in vielfältiger Form. Sr. Philippas Engagement umfasst noch viel mehr Frauen, als die, die in ihren Büchern zu Wort kommen. Es sind starke Frauen, die sich einsetzen und ins Wort bringen, was gesagt werden muss: Barbara Haslbeck, Ute Leimgruber und  Regina Nagel z.B., die Mitherausgeberinnen des Buches über spirituellen Missbrauch, und vor allem alle diejengen, die darin ihre Leidensgeschichten erzählen. Und auch die Frauen, die eine Berufung zu einem kirchlichen Amt haben, diese aber nicht leben können, nur, weil sie eine Frau sind, und in dem Band: „Weil Gott es so will“ zu Wort kommen. Und, ja, es gibt auch Männer, die sich einsetzen, vielleicht ist der Edith-Stein-Preis auch für sie. Denn sie haben Flagge gezeigt und sich solidarisch gezeigt mit den Frauen in dem Band: „Frauen ins Amt!“

Das gesprochene Wort, das geschriebene Wort, die solidarische Geste, das alles ist wirkmächtig. Auch das Aushalten, das gemeinsame Ertragen, die Treue zu dem, was uns alle in der Kirche hält, die wir nicht einfach verlassen, sondern verändern möchten. Veränderung aber braucht Mut und braucht Ehrlichkeit. Deswegen ist das Zusammentreffen der Auszeichnung mit dem Erscheinungstermin dieser ehrlichen, mutigen Publikation eine Botschaft der Hoffnung: Die Kraft, die in dem Mut, dem Engagement und der Solidarität liegt, ist Ferment für eine Entwicklung zu einer Kirche geschwisterlicher Gleichberechtigung und geistlichen Wachstums.

Link zu der Publikation „Selbstverlust und Gottentfremdung. Spiritueller Missbrauch an Frauen in der katholischen Kirche

 

Die Regel Benedikts – sie ist ein fremder Gast, von weither kommend, mit einer langen Geschichte an Verwirklichung und Interpretation. Sie überrascht in ihrer Kargheit, in den vielen Ausnahmen von der Regel, den Kompromissen, der Härte, der Schmiegsamkeit, dem Mangel an einer heute erwarteten Spiritualität, die eher am Rande und als Wasserzeichen auftaucht.

Entstanden im 6. Jahrhundert, gilt sie als einer der wichtigsten Texte der christlichen Literatur. Oft wird die Benediktsregel in der Erwartung gelesen, in ihr uralte Lebensweisheit entdecken zu können. Wer ihre Lektüre mit einer solchen Erwartungshaltung beginnt, läuft leicht Gefahr, nur die positivsten Passagen der Regel wahrzunehmen, ihre harten Seiten und blinden Flecken aber auszublenden.

Vier Angehörige des Benediktinerordens, P. Elmar und P. Marcel aus der Abtei Gerleve, Abt Beda aus der Abtei Plankstetten und unsere Sr. Raphaela, haben sich deshalb auf den Weg gemacht, einmal alle Erwartungen beiseite zu lassen und die Regel neu zu lesen. Zu ihrer Überraschung entdecken sie auf diese Weise ganz neue Aspekte und bisher übersehene Ideen. Die Benediktsregel verliert ihren musealen Charakter und wird zu einem Buch für das Leben heute.

Das Buch ist daher kein Kommentar, weder historisch oder philologisch noch moralisch, aszetisch, spirituell. Eher handelt es sich um ein Spiel der Assoziationen und Annäherungen von der Regel her auf heutiges kulturelles Leben und Empfinden hin und umgekehrt. Also Regel als Vorgabe, nicht Norm; als Zumutung, ermutigend und lastend; als Steilvorlage, um den Ball ganz anders und neu ins Spiel zu bringen; als gute und überraschende Gelegenheit, die man wahrnimmt, beim Schopf ergreift und damit etwas anfängt. Oder als gelegte Spur, die uns auf weglose Fährten schickt, die Dinge als Spur lesen lehrt – und dabei immer wieder auf unerhörte Weisen der Gegenwart Gottes stößt: auch hier ohne Ansatz, Systematik oder spirituelles Programm, sondern in vielen Anläufen Winke aufnehmend, wo wir von einer solchen chiffrierten Gegenwart angesprochen werden könnten.

Die Benediktsregel ist in 122 kurze Tageslesungen aufgeteilt, damit sie in den Klöstern drei Mal im Jahr komplett vorgelesen werden kann. Vom 1. September bis zum 31. Dezember haben die vier Autoren abwechselnd zu den jeweiligen Tagesabschnitten ihre davon inspirierten Gedanken und Beobachtungen notiert.

In dem gerade erschienen Buch ist auf der linken Seite jeweils der Regelabschnitt abgedruckt, auf der rechten Seite der jeweilige Begleittext. In einer vorangestellten Einleitung erläutert P. Elmar den hermeneutischen Ansatz des Projekts.

Das Buch finden Sie unter anderem in unserem Online-Shop, hier : Die Regel Benedikts als fremder Gast   

Am 10. Oktober findet bei uns zudem eine Buchvorstellung statt, um 18:30 Uhr in unserem Klosterladen. Herzlich laden wir Sie schon jetzt dazu und zu einem anschließenden Gläschen Wein ein!

Die Autoren

P. Marcel Albert, Abtei Gerleve, Dr. theol., geb. 1959, zahlreiche Veröffentlichungen zur Kirchen- und Ordensgeschichte. Sr. Raphaela Brüggenthies, Abtei Eibingen, Dr. phil., geb. 1980, Priorin und Novizenmeisterin, Dissertation über den deutsch-jüdischen Dichter Heinrich Heine (ausgezeichnet mit dem „Kulturpreis Bayern 2021“).

 

P. Elmar Salman, Abtei Gerleve, Prof. Dr. theol., geb. 1948, von 1981 bis 2012 Professor der Philosophie und Dogmatik in Rom (S. Anselmo, Gregoriana).

 

Abt Beda Sonnenberg, Abtei Plankstetten, Dr. theol., geb. 1966, vor seinem Klostereintritt 1987 gelernter Maschinenschlosser, Dissertation über eine spätmittelalterliche Reformbewegung der Benediktiner.

 

 

Am 23.09.2023 findet die Führung nicht statt! Aber am 30.09.2023 wieder, herzlich willkommen!

Adam und Eva, Mose und die Tochter des Pharao, Elija und die Witwe von Sarepta, Petrus und die Magd, Jakobus und Hildegard, Johannes und Maria – die großen Geschichten der Bibel erzählen von starken Frauen, deren Handeln entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Menschheits- und Religionsgeschichte hatte. Spannend ist es, das Handeln dieser Frauen im Zusammenhang mit den hier stets gemeinsam auf einer Säule dargestellten „frommen“ Männern zu betrachten. Jede dieser BilderBibelSäulen zeigt die Geschichte einer Frau und eines Mannes. Warum diese? Wie wurden sie ausgewählt? Wie interagieren ihre Schicksale? Erklärungen und Hintergründe der Säulen erzählt Sr. Christophora und lädt dazu immer samstags um 16:45 (!) im Gästegarten der Abtei ein. Treffpunkt ist vor dem Eingang zum Klostercafé. Herzlich Willkommen!

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kurzer Film: Starke Frauen, fromme Männer