Zeitgenössische Darstellungen zum „Liber vitae meritorum“

Geiz
Die vierte Erscheinung erschien in der Gestalt eines Menschen, dem jedoch die Kopfhaare fehlten und der dafür einen Ziegenbart trug … In der Nähe stand weiterhin ein Baum, der mit seinen Wurzeln in der Hölle verankert war und als Früchte Äpfel aus Pech und Schwefel trug. Diesen Baum schaute unser Mann voller Leidenschaft an, er raffte mit dem Mund seine Früchte und verschlug sie in höchster Gier … Und er sprach:

Ich raffe alles an mich und sammele alles in meinen Schoß. Je mehr ich zusammenbekomme, um so mehr besitze ich.

 

 

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Weltschmerz

Eine fünfte Erscheinung sah ich, welche die Gestalt einer Frau hatte. Hinter ihrem Rücken ragte ein Baum hervor, der aber ganz vertrocknet war und keine Blätter mehr trug. Von seinen dürren Ästen war diese Gestalt ganz überwuchert. Ein Ast hatte den Scheitel ihres Hauptes bedeckt, ein anderer den Hals und die Kehle umschlungen, ein weiterer sich um den rechten Arm verstrickt und einer um den linken: So vermochte sie die Arme nicht mehr auszustrecken, hielt diese vielmehr an sich verschränkt … Und sie begann zu sprechen:

Weh mir, dass ich geschaffen bin! Weh! Was soll mein Leben! Wer wird mir beistehen, wer mich retten? … Geschaffen zum Unglück und im Unglück geboren, lebe ich ohne jeden Trost dahin. Ach, was nützt denn das Leben ohne Freude! Und warum bin ich überhaupt auf Erden, wo mir doch nichts Gutes mehr begegnen kann? Weiterlesen