Die Geschichte eines Hauses ist die Geschichte seiner Bewohner, 
die Geschichte seiner Bewohner ist die Geschichte ihrer Zeit. 
Die Geschichte ihrer Zeit aber ist die Geschichte Gottes.

Wilhelm Raabe

Liebe Mitschwestern und Mitbrüder,liebe Verwandte und Freunde der Abtei St.Hildegard!

Wir stehen wieder an der Schwelle eines neuen Jahres, eines Jahres, das für unsere Gemeinschaft von besonderer Bedeutung ist. Denn im Jahr 2004 gedenken wir des Einzugs unserer Gründerinnen aus der Abtei St. Gabriel in Prag vor 100 Jahren.

100 Jahre sind keine lange Zeit, im Vergleich zu den 850 Jahren, die seit der Eibinger Klostergründung durch die hl. Hildegard vergangen sind. Andererseits: blicken wir zurück auf dieses erste Jahrhundert Neu-St.-Hildegards und führen uns vor Augen, wie unsere Gemeinschaft durch zwei Weltkriege, ein „Drittes Reich“, Vertreibung, Exil, von Not geprägte Nachkriegsjahre und schließlich durch einen gesellschaftlichen Umbruch nie gekannten Ausmaßes sicher geführt wurde, so ahnen wir die Bedeutung dieser 100 Jahre. Und so möchten wir voll staunender Freude das Jahr 2004 auch feiern. Nicht so groß wie die Jubiläumsjahre der hl. Hildegard – das letzte liegt gerade fünf Jahre zurück –, bescheidener natürlich und mehr nach innen, aber voll Dankbarkeit gegenüber dem Herrn unserer Geschichte.

Höhepunkt des kommenden Jahres wird sicher die Einweihung unserer neuen Orgel sein. Und hier wäre auch der Ort, schon heute allen von Herzen zu danken, denen wir sie verdanken: zunächst der Hessischen Kulturstiftung und der ehemaligen Hessischen Kultusministerin Ruth Wagner für den unerwartet großzügigen Zuschuss, den sie uns zukommen ließen; dann unseren Musiker-Freunden, die über Jahre hinweg wunderbare Benefiz-Konzerte für unser Orgelprojekt veranstalteten; den vielen Freunden, bekannten und unbekannten, und nicht zuletzt befreundeten Ordensgemeinschaften, die uns mit Rat und Tat unterstützen. Wir sind unendlich dankbar dafür und wissen um unsere Verantwortung, dem feierlichen Gotteslob, dem gerade auch die Orgel dient, immer den ersten Platz einzuräumen.

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„Noch immer wird die Stadt gebaut, und Steine werden aus den Bergen gehauen durch derer Hand, die die Wahrheit verkünden, und werden zurechtgehauen, um in das ewige Gefüge zu passen. Noch sind viele Steine in des Künstlers Hand. Sie mögen nicht aus der Hand des Künstlers fallen, damit sie als tadellose eingebaut werden können ins Tempelgefüge. Das also ist das Jerusalem, das als Stadt gebaut wird. Ihr Grundstein ist Christus.“

(Augustinus)

 

Liebe Mitschwestern und Mitbrüder, liebe Verwandte und Freunde der Abtei St.Hildegard!

Wir stehen wieder am Beginn eines neuen Kirchenjahres.Die Lichter, die wir im Advent anzünden, dürfen wir als ein trostvolles Zeichen der Gewissheit verstehen, dass das Licht der Welt im Dunkel der Nacht von Bethlehem bereits aufgegangen ist. Gott wohnt als Emmanuel unter uns. Das Kommen Gottes ist dabei nicht nur ein einmaliges Ereignis – Gott steigt ständig herab in unsere menschliche Natur. So ereignet sich Seine Geburt in uns. Wir aber müssen uns für sein Kommen immer neu bereiten. Der heilige Benedikt möchte den Mönch zu einem Leben in der Gegenwart Gottes führen. Dort, wo wir sind, an dem Platz, an dem wir stehen, können wir Gott suchen und ihn finden. Wir können ihm begegnen in unserem Alltag, in jedem Menschen. Gott offenbart sich immer neu als der „Ich bin der Ich-bin-da“.

An der Kirche Christi wird immer neu und immer weiter gebaut – auch an unserer Gemeinschaft in St.Hildegard.

Gott selbst ist dabei der Bauherr – darauf wollen wir vertrauen, gerade in diesem Jahr, in dem wir mit unserem Neubau- und Umbauprojekt begonnen haben. Viele Menschen haben uns auf dem Weg begleitet und helfen uns durch ihr Gebet und ihr Wirken, uns den Händen des Baumeisters anzuvertrauen. Ihnen allen möchten wir am Ende dieses Jahres danken. Bleiben wir verbunden in Dankbarkeit und Freude und in der Hoffnung auf Sein Kommen.

Ihre Mutter Clementia Killewald

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