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„Ob er/sie Eifer hat für den Gottesdienst“

Gott, du mein Gott, dich suche ich;
es dürstet nach dir meine Seele.
Nach dir verlangt mein Leib
Gleich einem dürren, lechzenden Land
ohne Wasser.
So schaue ich aus nach dir im heiligen Zelt,
deine Kraft und deine Herrlichkeit
möchte ich schauen.
Denn besser ist deine Huld als das Leben,
meine Lippen singen dir Lob.
Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen erhebe ich meine Hände.
(aus Psalm 63)

Wenn der hl. Benedikt als erstes Prüfungs-Kriterium für den neubeginnenden Novizen nennt, „ob er Eifer hat für das Opus Dei“ (Benediktusregel Kap. 58, 7), dann zeigt sich darin, dass er eben dieses Opus Dei als den vornehmsten Ausdruck der Gottsuche und ein jeder Berufung betrachtet. Das gilt keineswegs nur für den Anfänger. Für jeden, auch für die, die das Leben der Nachfolge im Geist des hl. Benedikt schon lange leben, bleibt die Frage, ob er wahrhaft Gott sucht, ein Leben lang gültig und entscheidend. In diesem Sinne bleiben wir Anfänger ein Leben lang.

Wir sind es gewohnt, den Begriff Opus Dei mit „Gottesdienst“ zu übersetzen, und für den hl. Benedikt war dies auch die nächste und praktische Bedeutung. Aber auch den weiteren Horizont dürfen wir nicht vergessen. Opus Dei ist das Werk Gottes an uns, die Erschaffung des Menschen und das Heilshandeln Gottes in der Geschichte. Es ist auch das Werk, das Jesus vollbringt, das ihm vom Vater aufgetragen ist. Und es ist als Antwort darauf unser Werk für Gott, unser ganz konkretes Leben im Glauben. Jesus selbst sagt: „Das ist das Werk Gottes (Opus Dei), dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat (Joh 6,29). Beim hl. Benedikt ist Opus Dei demnach also bereits eingeschränkt auf das vorzügliche Werk für Gott, das Gebet und die Liturgie. „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“, sagt er in Kap. 43,1 der Regel. Und kurz zuvor: „Hört man das Zeichen zum Gottesdienst, lege man sofort alles aus der Hand und komme in größter Eile und mit Ernst herbei“. Hier sind die Prioritäten deutlich vorgegeben. Unser Leben soll eine Leben des Gebetes sein, soll ganz auf Gott ausgerichtet, von Ihm durchdrungen und in Ihn hinein geprägt sein.

Allerdings dürfen wir dabei auch nicht vergessen, dass Gebet und Alltagsleben für Benedikt aufs Engste miteinander verwoben sind. Gebet und Gottesdienst sind für ihn Lebenswandel vor Gottes Angesicht, stete Offenheit für das Geheimnis der Nähe Gottes und schließen damit alle Lebensvollzüge, auch die Arbeit, mit ein. Mit dem Herzen in allem Tun und Lassen bei Gott sein, das ist das Kennzeichen der Memoria Die, um die wir uns unser ganzes Leben lang mühen sollen. „Überall ist Gott gegenwärtig, so glauben wir, und die Augen des Herrn schauen an jedem Ort auf Gute und Böse. Das wollen wir ohne jeden Zweifel ganz besonders dann glauben, wenn wir Gottesdienst feiern“, heißt es im 19. Kapitel unserer Regel. Das Gebet ist also der Ausdruck für unseren Glauben an den überall und immer gegenwärtigen Gott. Es stellt den Ernstfall dessen dar, was unser Leben als Christen ausmacht: nämlich den Wandel in Gottes Gegenwart. Unser ganzes Leben vor Gott bringen, es vor Ihm zur Sprache bringen, auf Ihn hören, ganz Ohr werden für Sein Wort (Ambo in der Niederzeller Kirche auf der Reichenau). So kann das Gebet das ganze Leben durchdringen und gleichsam zum Atem des Lebens werden.

Hier steht der hl. Benedikt ganz in der Tradition des Judentums, das vom Gebet immer verlangt hat, dass es im Leben fest verwurzelt sein muss. Gebet wird erst dann wahrhaftig und gottgefällig, wenn es selbst wahr-haftig ist und das eigene Leben in aller Wahrhaftigkeit widerspiegelt. Wir brauchen und können Gott nichts vormachen – er kennt uns und weiß um uns, noch ehe wir einen Gedanken denken oder ein Wort ausge-sprochen haben (Psalm 139). Vor Ihm dürfen wir sein, wie wir sind, dürfen alles ungeschönt zur Sprache bringen, dürfen loben und danken, dürfen klagen und weinen – ganz so, wie die Psalmen es uns lehren. Und manchmal wird dabei ein kleines Wunder geschehen, so wie es Markus Bruners in folgendem Gedicht mit dem Titel „Ergebnis“ beschreibt:

„Nach dem morgendlichen Gang über die Psalmbrücke
drehe ich mich nicht mehr um die eigene Achse
ich atme die alten Heilworte in meine Tagängste
und bin guter Hoffnung.“

Hüten wir uns aber davor, dabei alles selbst machen zu wollen. Je mehr wir auf dem Weg des Gebetes voranschreiten, desto mehr wird uns bewusst, dass das Gebet reine Gnade ist, lautere Gabe Gottes. Nur der Hl. Geist vermag alles in uns bis zum tiefsten Grund durchsichtig zu machen. So ist auch das Schriftwort zu verstehen, dass der Geist selbst in unserem Herzen betet: „Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an. Wir wissen ja nicht, worum wir beten sollen. Da tritt der Geist selbst für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern“ (Röm 8, 24-26).

All unser Seufzen und Sehnen ist in diesem tröstlichen Wort angenommen und trägt so in sich bereits die Möglichkeit, zum Gebet zu werden. Ist das nicht ein wunderbarer Gedanke: der Geist selbst hilft uns, zum tiefsten Kern unserer Sehnsucht vorzustoßen, zum Hunger nach Gott. Dieser Hunger nach Gott muss uns bewusst werden, dann wird jeder Hunger in uns zum Gebet, jede Unruhe zu einer Hinwendung zu Gott. Dazu ein Wort des hl. Augustinus: “Das immer-währende Gebet ist das nie nachlassende Verlangen. Das Verlangen betet immer, auch wenn die Zunge schweigt. Wann schläft unser Gebet? Nur, wenn unsere Sehnsucht sich abkühlt.“

Dabei, das werden wir auch immer wieder erfahren, sind die Sehnsucht nach Gott und das Verlangen nach Gebet etwas, dass sich oft nur langsam und aufgrund von Übung einstellt. Darauf hat Kardinal Basil Hume in seinem schönen Buch „Gott suchen“ (S. 152) sehr eindringlich hingewiesen. Dort sagt er: “Nicht weil wir zum Gebet hingezogen werden, beginnen wir zu beten; viel öfter müssen wir zu beten beginnen, und dann erst stellen sich Geschmack und Verlangen ein. Entsprechend verschwinden daher Geschmack und Verlangen, wenn wir aus dem oder jenem Grund zu beten aufhören oder das Gebet aus unserem Leben entschwinden lassen.“ Hier hat Kardinal Hume m.E. auf einen ganz wesentlichen Punkt hingewiesen. Ausdauer und Beharrlichkeit – stabilitas – sind für unser Gebetsleben unerlässlich. Das Gebet – das persönliche wie das Stundengebet – kann uns zeitweise harte Mühe kosten, wir können seiner überdrüssig werden, wir können enttäuschende Erfahrungen der Leere machen, das Gefühl haben, es geschehe nichts und Gott sei uns gerade im Gebet ferner denn je. Energie und Zähigkeit sind dann gefragt, auch immer wieder Disziplin und die nicht nach-lassende Bereitschaft, unserem geistlichen Leben eine stabile Ordnung zu geben – unabhängig vom Gefühl oder von unseren momentanen Launen und Vorlieben. Es kann und darf sicher viele verschiedene Formen des Betens geben, und je nach Lebensphase werden wir die eine mehr bevorzugen als die andere. Das ist gut so. Aber wie überall, so gilt eben auch hier: wir müssen es tun, weil wir Gott in unserem Leben den ersten Platz einräumen und „der Liebe zu Christus nichts vorziehen“ (RB 4, 21) wollen. Nur wenn wir in der Übung nicht nachlassen, werden wir, wie es der hl. Benedikt uns in RB 62,4 vor Augen stellt „mehr und mehr in Christus voranschreiten (magis ac magis in Deum proficere). Das ist das Ziel, aber das ist zugleich auch der Weg.

Es ist sicher hilfreich und für alle, die in der Nachfolge des hl. Benedikt leben, ganz selbstverständlich, sich feste Zeiten und auch feste Orte für das Gebet, für die geistliche Lesung und für die Meditation zu suchen. Dabei kommt es nicht unbedingt auf die Länge des „Pensums“ (pensum servitutis) an, wohl aber auf die Regelmäßigkeit und darauf, dass wir unser Leben wirklich prägen lassen durch feste Zeiten des Gebets, durch regelmäßige Gottesdienstbesuche und durch den Empfang der Sakramente.

Wenn dies manchmal schwer wird, dann kann es heilsam sein, sich bei großen Betern Rat zu holen. Sie alle haben gewusst und wissen, dass das Gebet, dass der Weg nach innen ein langer und mühevoller Weg ist. Sie wissen aber auch, dass es auf diesem Weg Augenblicke des Lichts gibt, ja dass der Weg wachsendes Licht schenken kann, wenn wir nicht müde werden und nicht nachlassen. Wachsendes Licht übrigens auch in dem Sinne, dass uns ein Licht über uns selbst aufgeht, weil wir unser Tun und Lassen immer wieder im Licht Gottes sehen und dabei zu manchmal durchaus bestürzenden Erkenntnissen über uns selbst gelangen. Nicht zuletzt kann das Licht Gottes – die Mystiker sprechen oft davon – auch die Gestalt des Dunkels annehmen. Diese Dunkelheit kann sogar ein wesentlicher Bestandteil des Gebetes sein, weil dieses dadurch geläutert und Wesentliches von Unwesentlichem getrennt wird. Bisweilen kann die Dunkelheit sogar zur Offenbarung Gottes werden. Wenn wir uns schweigend vom Geist leiten lassen, werden wir erfahren, was Auferstehung im Kleinen bedeutet.

Persönliches Gebet und Mitfeier der Liturgie sollten mehr und mehr zu einer Einheit werden und sich gegenseitig befruchten und durchdringen. In beiden Gebetsarten vollziehen sich die gleichen Grundakte. Diese wollen wir nun noch ein wenig näher betrachten.

  • Gebet als Wache halten vor Gott (z.B. Ps 130)

Beten heißt wachen und auf Gott warten. In den Psalmen kommt dieser Gedanke immer wieder zur Sprache, wenn es etwa in Psalm 130 heißt: „Mehr als die Wächter am Morgen soll Israel harren auf den Herrn“. Unser Wachen und unser Warten, unsere Zeit und unsere Kraft, die wir investieren, kann schon ein erster Anfang des Gebets sein. In den Vigilien etwa wacht die Braut-Kirche und hält Ausschau nach dem kommenden Herrn. Aber auch im Alltag gibt es viele Zeiten des Wartens und des Wachens. Wie oft warten wir auf andere Menschen, wie viel Zeit verbringen wir in Wartezimmern allüberall. Nutzen wir diese Zeiten, für ein kurzes Gebet, für einen Aufblick zum Herrn: „Herr Jesus, erbarme dich meiner“, der Gebetsruf des Jesus-Gebetes, etwa könnte so ein Stoßgebet sein.

  • Gebet als Anbetung (z.B. Ps 88, Ps 144)

Die Anbetung ist die Haltung des Sich-Verneigens vor der Größe, der Herrlichkeit und Liebe Gottes. „Die Himmel preisen, Herr, deine Wunder, und die Gemeinde der Heiligen deine Treue. Denn wer über den Wolken ist wie der Herr, wer von den Göttern ist dem Herrn gleich?“ Der Anbetende öffnet sich der Gegenwart Gottes, übergibt sich ihm ganz, wird innerlich still und lernt, sich selbst zu vergessen. Anbetung müsste eigentlich der Grundton unseres Betens sein. Wenn wir morgen vor dem Allerheiligsten beten, mögen wir daran denken. Vielleicht aber auch, wenn wir wieder einmal in der Natur draußen unterwegs sind, wenn wir Kindern zuschauen, die ganz versunken sind in ihr Spiel, oder wenn wir ein Kunstwerk betrachten, das uns besonders anspricht.

  • Gebet als Lobpreis (z.B. Ps 145, Ps 148,Ps 150)

Anbetung mündet, wenn sie echt ist, im Lobpreis: „Lobe den Herrn, meine Seele; ich will den Herrn loben, solange ich lebe, meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin“. Wir singen das Gotteslob – was aber heißt eigentlich loben? Der Lobende bringt zum Ausdruck, dass ihm der Gelobte Anlass zur Freude ist. Wer lobt, bejaht eine Person in ihrem ganzen Wesen und gibt ihm zu verstehen: Es ist gut, dass es dich gibt, nicht wegen dieser oder jener Fähigkeit, sondern weil du bist, wie du bist. Der Lobpreis ist Ausdruck unserer „Freude am Herrn“. Darin liegt unsere Stärke.

  • Gebet als Dank (z.B. Ps 29, Ps 135)

Wer im Gebet Gott lobt, ist immer auch schon offen für das Danken: „Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.“ Beim Danken wird uns bewusst, wie wenig selbstverständlich die Liebe ist, die uns geschenkt wird und wie wenig wir all das Gute verdient haben, das uns immer wieder geschenkt wird. „Jeder Mensch braucht mehr Liebe als er verdient“, hat Jörg Splett einmal gesagt. Dieses Mehr ist reines, bedingungsloses Geschenk Gottes: grundlos, unbegrenzt, unerschütterlich, ewig. Wenn wir dies einmal erkannt haben – und wir müssen dies immer wieder neu erkennen – können wir nur noch Dank sagen ein Leben lang. Und noch einen Schritt weiter: sich bemühen, den Dank auch auf das auszudehnen, was schwer ist im Leben, was bitter ist und unbegreiflich. Solcher Dank gehört sicher zum Schwersten, was dem Glaubenden abverlangt wird. Aber nur, wenn wir so lernen, auch das Schwere zu bejahen, kann es verwandelt werden.

  • Gebet als Klage und Schrei (z.B. Ps 21, Ps 73, Klagelieder, Jer 14,17-21)

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu solcher Verwandlung durch Annahme kann die Klage sein. Wir dürfen mit dem Psalmisten unser ganzes Leid, unsere Ohnmacht und unsere Wut herausschreien, ja wir dürfen in unserer Verzweiflung Gott sogar anklagen, zu ihm aufschreien – so wie Jesus selbst am Kreuz laut geschrien hat: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, warum bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage.“ Gott mutet uns nur allzu oft zu, mit seiner Unbegreiflichkeit zu leben. Was uns bleibt, ist in einer solchen Lage nur das „trotzdem“ oder, um es mit dem evangelischen Theologen Helmut Thielicke zu sagen: „Ich verstehe den Sinn nicht, aber ich glaube an den, der den Sinn kennt.“

  • Gebet als Fürbitte (z.B. Psalm 40, 43,58)

Wer gelernt hat, Gott im Gebet für alles zu danken, der kann ehrlich Fürbitte halten. Echte Fürbitte verlangt vom Beter viel an Selbstlosigkeit und Ausdauer. Unser Bittgebet setzt voraus, dass wir Gott keine Vorschriften machen wollen, wie sein Heil sich offenbart. Der Bittende beugt sich in Demut der Unerforschlichkeit von Gottes Ratschluss – „denn nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille, o Herr“. Im Fürbittgebet vertrauen wir Gott Menschen an, übergeben sie seinem göttlichen Schutz und empfehlen sie seinem göttlichen Segen. Wir leihen unsere Stimme dabei stellvertretend denen, die nicht, nicht mehr oder noch nicht mit Gott sprechen können oder wollen. Damit erfüllen wir einen wichtigen Dienst am Reich Gottes. Sehen wir das Fürbittgebet deshalb also als immer neuen Auftrag an und als Sendung.

Ich möchte am Schluss noch auf einige exemplarische Beter hinweisen, die uns die Bibel vor Augen stellt. Es lohnt sich, sich immer wieder mit diesen Lehrern des Gebetes zu beschäftigen.

Da ist im Alten Testament zunächst Abraham, der Fürsprache hält für sein Volk (Gen 18, 16-33); da ist Jakob, der mit seinem Gott ringt und ihn nicht loslässt bis dieser ihn segnet (Gen 32, 23-33); da ist Moses, der sich seiner Sendung zunächst widersetzt, sich dann aber doch in Dienst nehmen lässt (Ex 3, 7 ff.); da ist Hanna, die Mutter Samuels, die dem Herrn ein Loblied darbringt (1 Sam 2,1 ff.); da ist das Klagegebet der Königin Ester (Ester 4, 17K ff.) und der Klageschrei des Hiob.

Im Neuen Testament ist da natürlich vor allem Jesus selbst, der sich immer wieder an einen einsamen Ort oder auf einen Berg zurückzog um zu beten und der die Jünger, d.h. auch uns, auf so einzigartige Weise beten lehrte. Auch Maria kann eine Leitgestalt des Betens sein, schließlich auch Zacharias und nicht zu vergessen der Lieblingsjünger Johannes, der an der Brust des Herrn ruhte.

Ich möchte die Leser ermutigen, sich einmal eine dieser Gestalten vor das Auge Ihres Herzens zu stellen und sich dann vielleicht folgende Fragen zu stellen:

  • Wie steht es mit meinem Gebetsleben? Bemühe ich mich um feste Zeiten des Gebets, um die geistliche Schriftlesung und die Meditation?
  • Was ist der Grundton meines Betens? Bete ich nur in bestimmten Lebenssituationen, nur, wenn ich Lust dazu habe oder vielleicht nur, wenn es mir schlecht geht?
  • Ist die Liebe zur Liturgie, zur Eucharistie und zu den Sakramenten in mir noch lebendig?

Zum Schluss noch zwei kleine Geschichten:

„Ein Jünger kommt zu einem Meister des Gebetes und klagt ihm: Meister, ich habe mich so gemüht, mich zu sammeln versucht, über mich selbst nachgedacht, alle Gedanken, die mir kamen, still werden lassen – und doch habe ich nicht beten können. Was soll ich tun? Der Meister antwortet: Mach aus deinem Nicht-beten-Können ein Gebet.“

Und die zweite Geschichte:

„Ein Jünger kommt zum Meister und sagt: Danke, dass du mich so gut beten gelehrt hast. Ich kann es jetzt bereits, mir kommen die Worte, und es schwingt auch mein Gefühl. Der Meister fragt zurück: Was hat Er dir im Gebet gesagt? Der Jünger schweigt ratlos und zuckt die Achseln. Der Meister darauf: Mach dein Wort zum Schweigen, dann wird Sein Schweigen zum Wort!“

von Sr. Philippa Rath OSB