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Die geschichtlichen Wurzeln des Klosterweinguts reichen bis ins 12. Jahrhundert, in die Zeit unserer Gründeräbtissin Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Schon damals betrieben die Schwestern der Klöster Rupertsberg und Eibingen erfolgreich Weinbau. Ihre Weingüter hatten beträchtliche Bedeutung in der Region. Diese Tradition setzt das heutige Klosterweingut fort. 

Die Abtei St. Hildegard kann auf eine mehr als 850-jährige Geschichte zurückblicken, und von den ersten Anfängen an war vermutlich der Weinbau mit ihr verbunden. Die Klostergründung läßt sich auf Hildegard selbst, die später den Beinamen „von Bingen“ erhielt, zurückführen. Geboren wurde Hildegard 1098 als zehntes Kind des Edelfreien Hildebert von Bermersheim und seiner Gemahlin Mechtild, deren Stammsitz nahe bei Alzey lag, – „in einem weiten, von Reben und Korn umgebenen Tal“. Weiterlesen

Immer wieder werden wir gefragt, wann was im Weinberg zu tun ist, welche Arbeiten im Laufe eines Jahres für den Winzer anfallen. Im Folgenden haben wir versucht, dies einmal kurz zusammen zu fassen.

Januar
Während die Reben in der Winterruhe sind und jegliche Aktivität eingestellt haben, beginnt das Weinjahr mit dem Rebschnitt. Hiermit legt der Winzer nicht nur die Grundlage für die Erhaltung gesunder und ertragfähiger Weinstöcke, er steuert damit auch den Ertrag zu Gunsten der Qualität. Eine geringe Anzahl an Fruchtruten ergibt oftmals einen hochwertigeren Wein, da sich die wertvollen Inhaltsstoffe auf weniger Trauben verteilen. Jeder einzelnen Rebe wendet sich der Winzer individuell zu und schneidet sie von Hand. Eine fast meditative Arbeit, die aber höchste Konzentration erfordert. Auch im Keller hat der Winzer immer ein wachsames Auge auf den heranreifenden neuen Jahrgang und probiert die einzelnen Gebinde immer wieder, damit sich kein Fehler einschleicht.

Hier erzählt unser Winzermeister, Herr Steinheimer, über die Arbeit im Weinberg in dieser Jahreszeit: Link zu Youtube

und falls Sie das durstig gemacht hat, geht es hier zu unseren Weinen: Link direkt zum Wein im Onlineshop

Februar
Nachdem die Reben beschnitten sind und pro Rebstock meistens nur eine Fruchtrute stehen geblieben ist, muss das alte Rebholz entfernt werden. Auch dies geschieht meistens per Hand; bei jedem Wetter. Oftmals verbleibt das alte Rebholz im Weinberg, wird gehäckselt und später untergearbeitet, damit es als Dünger dem Weinberg wieder zur Verfügung steht. Nebenbei gibt es in den Weinbergen auch einiges auszubessern: so mancher Stickel wird erneuert, Draht nachgezogen oder Nägel eingeschlagen. Im Weinkeller steht die Jungweinprobe an. Die spannende Frage ist: wie sind die Weine geworden, brauchen sie noch ein wenig Restsüße oder können sie, so wie sie sind, in ein paar Wochen abgefüllt werden? Viele Winzer laden nun befreundete Kollegen ein und miteinander werden dann die einzelnen Weine beurteilt. Da kann schon einmal heiß diskutiert werden, aber am Ende überwiegt immer neu die Faszination für den neuen Jahrgang, der im Keller still herangereift ist.

März
Im März beginnen die Reben „zu bluten“, d.h. an der Schnittstelle tritt Saft aus. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Rebe langsam aus ihrem Winterschlaf erwacht. Die bisher gerade in die Höhe ragenden Fruchtruten werden nun nach unten gebogen und mit einem kleinen Stück sogenannten Gert-Drahtes an die Drahtrahmenerziehung angebunden. Das Biegen und Binden bringt die Rebe in eine bestimmte Form. Diese erleichtert das Jahr über die verschiedenen Arbeiten im Weinberg. In diesen Monat fällt bei manchem Winzer auch die Füllung des neuen Jahrganges auf Flaschen an. Bis jetzt hatte der junge Wein Zeit, in Ruhe in der Tiefe und Dunkelheit des Weinkellers seine ganz spezifische Note zu entwickeln. Nun warten schon einige Weinfreunde auf sein Kommen. Aber es braucht noch ein wenig Ruhe nach der Strapaze der Abfüllung, bevor sich der junge Wein in der Öffentlichkeit präsentiert und zeigen kann, was in ihm steckt.

Hier erzählt Sr. Thekla, was im Vorfeld der Abfüllung so alles zu organisieren ist, und wie sie die Etiketten für die neuen Weine auswählt. Link zu Youtube

April

Eine gesunde und vitale Bodenstruktur in den Weinbergen ist für den Wein von herausragender Bedeutung. So beginnt der Winzer spätestens in diesem Monat mit der Bodenbearbeitung. Mit verschiedenen Arbeitsgeräten wie Grubber, Fräse oder Kreiselegge wird der Boden mechanisch aufgelockert. Dies regt das natürliche Bodenleben an und die verschiedensten Organismen können ihre Tätigkeit zum Wohl der Weinberge entfalten. Begrünungspflanzen werden gezielt ausgesät, wo es nötig ist, wird Kompost oder Dünger ausgebracht. Schließlich sollen die Reben bestens mit Nährstoffen versorgt werden. Eine ganz entscheidenden Faktor aber hat der Winzer nicht in der Hand: das Wetter. Ob Regen oder Sonne zur rechten Zeit kommen, das liegt nicht in seiner Macht…

Mai

Je nach Wetterlage beginnt Ende April – Anfang Mai der Austrieb der Reben. Wenn es warm ist, geschieht dies fast explosionsartig, und man kann tagtäglich zuschauen, wie schnell die Reben wachsen. Schon früh lassen sich die sogenannten Gescheine erkennen, aus denen später die Trauben werden. Gerade die jungen Triebe sind aber sehr anfällig gegen verschiedene Pilzkrankheiten. Der Winzer muss nun im Herzschlag mit der Natur leben und zum rechten Zeitpunkt eingreifen. Er kann die Reben nur vorbeugend schützen, in dem er sie in regelmäßigen Abständen (10 bis max.14 Tagen) mit einem Pflanzenschutzmantel umgibt. Eine Medizin für kranke und befallende Reben gibt es nicht. Wer hier nicht achtsam und wachsam ist, kann die Ernte eines Jahres schon jetzt zu Nichte machen. Im Mai werden auch neue Weinberge angelegt. Die jungen Reben haben zu dieser Jahreszeit die besten Vorrausetzungen zum Anwachsen.

Juni
Während der gesamten Vegetationsperiode muss der Winzer das Wachstum der Reben durch verschiedene Laubarbeiten steuern und ordnen. Er bindet die jungen Reben an, er bricht die Doppeltriebe heraus und fängt wild wachsende Rebzweige in der Drahtrahmenerziehung ein, was man „heften“ nennt. Oftmals kommt der Winzer den bei günstiger Witterung schnell wachsenden Reben kaum nach. Aber er muss sich eilen, denn zu diesem Zeitpunkt brechen die Rebzweige bei starkem Wind oder heftigem Regen sehr schnell ab. Ende Juni beginnt die Rebblüte. Ein ganz feiner süßlicher Duft schwebt dann über den Weinbergen. Während der Rebblüte wünscht sich der Winzer trockenes Wetter, damit die Selbstbefruchtung der Rebe von kurzer Dauer ist und gut verläuft. Regen führt zur Verrieselung und zum Verblühen ohne Befruchtung.

Juli

Laub- und Bodenbearbeitung prägen diesen Monat. Denn noch wachsen die Reben stetig weiter und der Winzer hat alle Hände voll zu tun, damit eine gesunde und luftdurchlässige Laubwand erhalten bleibt. Regen soll von der Laubwand schnell wieder abtrocknen können, damit Pilzbefall vorgebeugt wird. Dem dient auch eine gezielte Entblätterung der Stöcke in der Traubenzone. Nur gesundes Laub ist aktiv und kann in die Trauben alles Gute einlagern. So geht der Winzer immer wieder durch seine Weinberge, steckt heraushängende Rebzweige in den Drahtrahmen ein, schneidet das Laub ab, wenn es zu lang wird und entfernt am alten Rebstamm die nachwachsenden Triebe. Regnet es in dieser Zeit wenig, muss die Begrünung immer wieder „gemulcht“, also sehr kurz gehalten werden. Sie darf der Rebe nicht das notwendige Wasser weg nehmen.

August

Mitte bis Ende August beginnt die Reifephase der Trauben. Beim Riesling hat es sich in den letzten Jahren bewährt, dass man die Trauben halbiert, wenn die Beeren erbsengroß sind. Dadurch zieht sich die Traube in die Länge, wird lockerer und die Gefahr, dass die Traube zu kompakt wird und die einzelnen Beeren sich gegenseitig kaputt quetschen, wird geringer. Auch dies ist eine Arbeit, die nur von Hand gemacht werden kann. Auch das Herausschneiden von „grünen Trauben“ geschieht von Hand. Die verbleibenden Beeren erhalten so mehr Kraft und der Rebstock kann seine Energie auf weniger Trauben konzentrieren. Eine immer gleichbleibende Arbeit, die dem Winzer Zeit lässt, seine Gedanken wandern zu lassen und neue Ideen zu entwickeln. Nirgends anders als bei dieser Arbeit im Weinberg unter Gottes freiem Himmel kommen die besten Ideen.

September
Der Winzer muß sich nun um die „Herbstvorbereitung“ kümmern: Eimer, Scheren und Legel richten, die Kelter aus dem Sommerschlaf wecken und vieles andere mehr.
Langsam beginnen die Trauben weich zu werden; immer mehr Zucker und Aromastoffe einlagern sich ein. Die weitere wird hauptsächlich nun durch die Witterung beeinflußt. Für den Riesling sind warme Tage und kühle Nächte entscheidend, damit sich seine unvergleichlichen Aromen herausbilden. Im Gegensatz dazu ist der Spätburgunder Ende September meistens schon reif. Nur gesunde, voll ausgereifte und durchgefärbte Trauben werden gelesen. Handlese ist dabei unabdingbar. Die Spätburgundertrauben entrappt man, d.h. die Beeren werden vom Stilgerüst getrennt. Der in der Beerenhaut vorhandene Farbstoff in den Most löst sich durch die Gärung in den Most. Alle 4-5 Stunden stampft man die Beeren immer wieder in die Flüssigkeit unter, damit die Farbausbeute möglichst groß ausfällt.

Oktober
Im Oktober, in sehr warmen Jahren auch schon Ende September, dreht sich dann alles um die Weinlese. Trauben werden nämlich nicht geerntet, sondern gelesen. Immer wieder spannend ist es, den Beginn der Weinlese festzulegen. Wurden früher Vorlese, Hauptlese und Spätlese durch das Weinbauamt freigegeben, so bestimmt heute jeder Winzer selbst den optimalsten Lesezeitpunkt für seine Weinberge. Das ist gar nicht so einfach, denn verschiedene Faktoren sind zu beachten: Sind genügend Lesehelfer da? Sind die Trauben auch reif? Dabei ist die „Oechsle Zahl“ die angibt, um wie viel ein Liter Most dichter ist als ein Liter Wasser, nur ein Kriterium. Oftmals ist es besser, durch die Weinberge zu laufen und die Trauben in den Mund zu nehmen. Dabei kann man feststellen, ob sich das Fruchtfleisch leicht von den Traubenkernen löst und diese dunkelbraun verfärbt sind. Alles Kennzeichen für den Reifegrad. Wenn das Wetter mitspielt, pokert so mancher und versucht, die Trauben möglichst lange am Stock hängen und reifen zu lassen. Jeder Sonnenstrahl wird eingefangen, um eine optimale Qualität der Weine zu erreichen.

November

Manchmal dauert die Weinlese bis in den November hinein, wenn die Witterung trocken bleibt und die Sonne sich noch sehen lässt. Manch einer lässt auch Trauben hängen und hofft, bei Eiseskälte dann im Dezember einen Eiswein zu bekommen. Dafür muss es unter -7°C sein! Im Keller hat der Winzer nun viel zu tun. Seine Hauptaufgabe ist es, die einzelnen Weine zu begleiten und das im Weinberg grundgelegte Potenzial zu wecken und zu erhalten. Eine Kunst, die sehr viel Erfahrung und eine gute Zunge verlangt. Wichtig ist eine gezügelte Gärung bei ca. 18-20°C. So bleiben die Fruchtaromen und die bei der Gärung entstehende Kohlensäure erhalten. Nach der Lese wird es im Weinberg ruhiger. Die Reben tanken die letzten Sonnenstrahlen, der Saft in den Reben fällt wieder und wenn die letzten Blätter abgefallen sind, verfällt die Rebe in die wohlverdiente Winterruhe.

Dezember
Auch wenn im Weinberg jetzt keine Arbeit mehr zu tun ist, kann der Winzer seine Hände dennoch nicht in den Schoß legen. Seine Wege führen ihn nun immer wieder in den Weinkeller. Dort reifen die Jungweine in der Ruhe des dunklen Kellers in aller Ruhe heran. Der sogenannte erste Abstich steht bevor, bei dem der Jungwein vom Hefelager getrennt wird. Von da an lagert er noch eine Zeit nur auf der Feinhefe. Diese hilft ihm, seine eigenen Aromen weiter zu entfalten. Die noch übrige Zeit nutzt der Winzer, um seine Maschinen gründlich zu warten und zu pflegen. Auch das neue Jahr wird schon ins Auge genommen und überlegt, wie die einzelnen Weinberge nach den Erfahrungen des vergangenen Jahr vielleicht noch besser bearbeitet werden können. Am Ende des Jahres steht auch der Dank – für ein gutes Winzerjahr, für eine gute Ernte und für einen guten Weinjahrgang.

„Eine Schatzkammer unerschöpflicher Gnaden“

 Es war ein langer und steiniger Weg bis hin zum Bau der heutigen Abtei St. Hildegard. Viele Hindernisse mussten im Vorfeld umschifft werden bis endlich am 2. Juli 1900 der Grundstein gelegt werden konnte. Auch damals war eine Klosterneugründung keineswegs selbstverständlich und nicht wenige fragten nach dem Sinn eines solchen Unternehmens. Umso größer waren dann die Freude und dankbare Anteilnahme der Bevölkerung an jenem historischen Montag im Jahr 1900 …

125 Jahre Grundsteinlegung der Abtei St. Hildegard. Lang ist es her und die Zeiten haben sich geändert, ist vielleicht der erste Gedanke. Doch sind die Zeiten wirklich so anders?

Über den 2. Juli 1900 berichten erstaunlich viele Quellen. Vier Artikel in der Rheinischen Volkszeitung, einer in Bohemia, der deutschen Zeitung in Prag, eine ausführliche Berichterstattung mit dem Wortlaut der Ansprachen, der Predigt in der Pfarrkirche und der Festrede am Bauplatz, in den Benediktus-Stimmen, einer in Prag herausgegebenen benediktinischen Zeitschrift, und nicht zuletzt in Briefen, von denen einer besonders heraussticht.

Es ist der Brief einer jungen Frau, Katharina Huschke, die als Lehrerin in Limburg den früheren Sekretär von Bischof Blum kennenlernte. Matthias Höhler, später Domkapitular, war mit Bischof Blum während des Kulturkampfes beim Fürsten Löwenstein auf Schloss Haid in Böhmen im Exil und erlebte dort die Entstehung der Idee einer Neugründung in Eibingen hautnah mit. So eng mit der Aufbruchsstimmung des Bischofs und des Fürsten verbunden, konnte er Katharina und eine weitere junge Frau, Maria Saling, begeistern, in die Abtei Solesmes in Frankreich einzutreten, die sich bereit erklärt hatte, deutsche Ordensanwärterinnen für die Neugründung auszubilden. Bevor sie 1893 dort eintrat, fuhr Katharina sogar nach Eibingen, um sich den Ort, der für die Klostergründung vorgesehen war anzusehen, einen Hang mit Weinbergen oberhalb des alten Klosters. Familiäre Gründe zwangen Katharina im gleichen Jahr noch nach Hause zurückzukehren, aber ihren Klostertraum begrub sie deswegen nicht. Nach dem Tod ihrer Eltern startete sie einen zweiten Anlauf in der Abtei St. Gabriel, auf die inzwischen die Gründung übergegangen war.

 

 

 

Katharina Huschke, Foto um 1900 (Archiv Abtei St. Hildegard)

 

 

 

 

Auch die Bauplanung der neuen Abtei brauchte viel länger als zunächst gedacht. Nachdem die Eibinger und Rüdesheimer Bürger sich beim Verkauf von Grundstücken für die Zahnradbahn übervorteilt gefühlt hatten, war es für den Fürsten fast unmöglich, eine genügend große Grundstücksfläche für die Neugründung zu erwerben. Der Plan, das alte Kloster wieder zu besiedeln wurde als undurchführbar fallengelassen und eine Fläche oberhalb von Eibingen erworben.

 

 

Bis 1893 für das Kloster erworbene Grundstücke. Brief von Matthias Höhler an Katharina Huschke. (Archiv Abtei St. Hildegard)

 

 

 

 

Nach dem plötzlichen Tod der Tochter des Fürsten Löwenstein, die als Gründungsäbtissin für Eibingen vorgesehen war, verschob sich die Gründung aufs Neue. Auch erschien eine französische Gründung so kurz nach dem Deutsch-Französischen Krieg unangebracht und es musste ein neues Gründungskloster gesucht werden. Dieses fand sich schließlich in der selbst erst 1889 gegründeten Abtei St. Gabriel in Prag, die zur damals im Aufschwung stehenden Reform-Kongregation der Benediktiner von Beuron gehörte.

Bevor nun Katharina im August 1900 in Prag eintrat, kam sie mit ihrer Schwester und einer Freundin zur Grundsteinlegung nach Eibingen und konnte so als einzige den Nonnen, die fünf Jahre später in die neue Abtei einzogen, als Augenzeugin von der Grundsteinlegung erzählen.

Am Morgen des 2. Juli 1900, einem Montag, fand in der alten Abteikirche ein Gottesdienst statt, in dem Johannes Ibach, Dekan aus Villmar, früherer Zentrums-Abgeordneter und „katholischer Wortführer“, predigte: „Wir begehen die für unsere Zeit seltene Feier der Grundsteinlegung eines Klosters.“ Auch damals war es also nicht selbstverständlich, ein Kloster zu gründen. Ibach rühmte zunächst die Eibinger Pfarrer Schneider und Schmelzeis, die sich um die Erforschung der Hildegardreliquien bemüht hatten, und nannte dann als Beweis der Echtheit die Anerkennung durch die Seherin Anna Katharina Emmerich. Weiter fragt er, was wieder erstaunlich heutig klingt: „Was braucht unsere Zeit mehr als geheiligte Stätten, worin das Lob des Herrn nicht verstummt und das beständige Gebet die Erde mit dem Himmel verbindet und die Erde befruchtet?“ Er versteht das Kloster als Energiequelle „für unserer so ganz in das Materielle versunkene Zeit, die allen Sinn und Geschmack für die Güter einer höheren Welt verloren hat.“ Wir nennen das heute „Andersorte“; Orte, die einladen, nach dem „Es muss doch mehr geben“ zu suchen.

Alle Berichte beschreiben dann eine sehr große Prozession „bei hundert Priestern und Tausende aus der Umgebung“, die zum Ort der Grundsteinlegung zog, die durch den Erzabt von Beuron, Placidus Wolter, vorgenommen wurde, da Bischof Dominikus Willi von Limburg plötzlich an Gallenkrämpfen erkrankt war. Als Grundstein war ein übrig gebliebener Stein vom Kaiseraltar aus Maria Laach geschickt worden, 40 x 40 x 30 cm groß; es wurde der Text der Gründungsurkunde verlesen, der die Stifter und alle am Bau Beteiligten benennt, und ähnlich endet wie die Predigt des Dekans Ibach: „Möge das Kloster zur unerschöpflichen Segensquelle werde.“

Der erkrankte Bischof von Limburg, Dominikus Willi, schickte zum 2. Juli ein Telegramm mit folgendem Inhalt:

„Durch Krankheit an persönlicher Teilnahme leider verhindert nehme ich am Feste im Geiste lebhaften Antheil und flehe, daß der über dem geweihten Grundstein sich erhebende materielle und geistliche Tempel auf Jahrhunderte Gott zu Lobe, der großen Familie des Hl. Benedict zum Troste, der ganzen Kirche und besonders dem Bistum Limburg zum Segen gereichen möge.“ (Archiv Abtei St. Hildegard)

Danach folgte dann die eigentliche Festpredigt durch den Prior der Abtei Emaus in Prag, Odilo Wolff, der von der Gründungsäbtissin aus St. Gabriel als ihr Vertreter für die Bauangelegenheiten eingesetzt worden war. Das Setting ist heute kaum vorstellbar: Er stand „auf dem höchsten Punkt der Grundmauern der Kirche und hielt in gewählter Sprache und mit weitschallender Stimme an die vieltausendköpfige Versammlung die Festrede.“ Ohne Verstärker, im Freien, und doch wurde er verstanden und die Predigt begeisterte, rhetorisch gut aufgebaut mit der wiederholten Frage: „Ist das Gebet denn eine soziale Tat?“ Mit heutigen Worten: Nützt ein Kloster der Gesellschaft?

Und wieder: „Es soll eine Quelle eröffnet werden des Segens und der Gnade für Volk und Land. … Ein Gottesbau, ein Haus, dessen Bestimmung es ist, der Ehre und Verherrlichung Gottes zu dienen. Doch vielleicht regt sich hie und da der Einwand, dass eine solche Gründung unzweckmäßig oder doch unzeitgemäß sei. Häuser für Kranke und Schulen, für Industrie und selbst für Wissenschaften oder Künste kann man sich noch gefallen lassen, diese haben doch eine soziale Bedeutung; aber ein beschauliches Kloster, was leistet das für die Gemeinschaft, was für die Gesellschaft? Die Zeiten sind anders geworden, sagt man, täglich wächst die Not, diese Nonnen in ihrer Klausur sind ein Luxus geworden, den können wir uns nimmer vergönnen, sie sind ein ‚unrentabler Anachronismus‘.“ Aber: „Glaube lehrt die Erde verstehen und den Himmel erkennen, die Zeit beurteilen und die Ewigkeit begreifen. … Und so wird dieses Kloster eine Schatzkammer, ein Fruchtspeicher unerschöpflicher Gnaden und Tröstungen werden für das ganze Land.“

Die Prozession zog zurück nach Eibingen, wo die Feier in der Pfarrkirche ihren Abschluss fand. Fünf Jahre später konnte das Kloster dann von 15 Nonnen aus Prag besiedelt werden. Sr. Benedikta, wie Katharina mit Ordensnamen hieß, und zwei Freundinnen, die sie für das neue Kloster begeistert hatte, gehörten dazu.

 

Sr. Dr. Klara Antons